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aspectra Freizeit: das Fairphone 2

Das Ziel von Fairphone ist ein möglichst umweltfreundlich und sozial produziertes Smartphone zu verkaufen. Dies wird dadurch erreicht, dass keine Mineralien aus Konflikt- und Krisengebieten verbaut werden und dass die Arbeiter in den Minen und den Fabriken in Asien gut behandelt sowie fair bezahlt werden. Doch kann so ein faires Smartphone mit der Konkurrenz mithalten?

Das Fairphone ist umweltfreundlich, sozial, kann selbst repariert werden und lässt sich am Ende der Lebensdauer auch einfach recyceln. Ausführlicheres findet man auf der Fairphone-Homepage. Bei einer Bestellung erhält man übrigens nur das Smartphone; Kopfhörer und Ladegerät fehlen. Fairphone geht davon aus, dass dies jeder bereits besitzt. Das Konzept klingt gut, weshalb ich mir ein Fairphone 2 Ende Juli 2015 über Crowdfunding vorbestellt habe. Mit einiger Verzögerung wurde es dann Mitte Januar 2016 geliefert.

Die Hardware

Für eine Reparatur benötigt man höchstens einen Schraubendreher. Das Display, der Akku und das Gehäuse können sogar ohne ausgewechselt werden. Schiebt man zwei Schieber unterhalb des Displays nach innen, kann man dieses ganz einfach entfernen und so bei einem Defekt selbst austauschen. Darunter sieht man auf der Hauptplatine Torx-Schrauben. Durch deren Lösen lassen sich die Module einzeln austauschen. Diese sind über Pogo-Pins mit der Hauptplatine verbunden, somit müssen auch keine Kabel demontiert werden. Theoretisch könnten in Zukunft auch modernere Varianten der Module verwendet werden. Ob solche überhaupt auf den Markt kommen, ist noch nicht gewiss, aber Fairphone möchte, dass die Lebensdauer des Smartphones mindestens fünf Jahre beträgt. Die modulare Bauweise hat aber auch Nachteile. Die Pogo-Pins brauchen mehr Platz und das Smartphone wird dadurch leicht dicker. iFixit analysiert schon seit Jahren, wie gut sich Smartphones reparieren lassen. Beim Fairphone 2 wurden das erste Mal 10 von 10 Punkten vergeben.

Die Hardwareausstattung liegt im Mittelfeld. Durch Quad-Band-GSM kann praktisch in allen Ländern der Welt telefoniert werden und es werden zwei SIM-Karten unterstützt. Der Akku mit 2'420 mAh ist eher etwas knapp ausgelegt, da er aber ausgetauscht werden kann, ist zu hoffen, dass solche mit mehr Kapazität auf den Markt kommen werden. Die Kamera ist ausreichend, weckt aber bei mir keine Begeisterung. Selbst bei hellem Licht ist teilweise ein Bildrauschen zu sehen, bei dunkleren Lichtverhältnissen werden die Bilder schnell unscharf. 

Die Software

Als Betriebssystem kommt eine leicht angepasste Version von Android 5.1 (Lollipop) zum Einsatz. Dies ist aber nicht wirklich fertig programmiert, zahlreiche Fehler machen sich bemerkbar. So kann die mehrfarbige LED zur Zeit nur in Rot signalisieren, eine Hinterlegung der zu nutzenden SIM-Karte im Adressbuch ist nicht möglich, teilweise beginnt der Bildschirm zu flackern, etc. Der Support vertröstet einen ständig damit, dass ein Softwareupdate kommen würde, das die Probleme behebt. Bei meiner letzten Anfrage wurde mir empfohlen, einen Hard-Reset durchzuführen. Das ist für mich jedoch keine Option, da ich das Fairphone 2 produktiv einsetze und keine Zeit für die Neuinstallation und das Backup-Einspielen der Applikationen habe. Ausserdem konnte mir niemand sagen, ob die Probleme damit tatsächlich behoben würden.

Leider steht auch keine Datenschutz-Option zur Verfügung. Den Applikationen können also keine Rechte entzogen werden. Dafür wird man beim ersten Öffnen einer App darauf hingewiesen, welche Gefahren zu befürchten sind. Man hat dann die Auswahl die App zu starten oder zu deinstallieren. Ich möchte aber gerne einzelne Zugriffsrechte einer Applikation selber einstellen können. Wieso bitte muss beispielsweise eine Taschenlampe-App auf meinen Kalender zugreifen? Bei Android 6 (Marshmallow) soll dieses Feature standardmässig von Google im OS integriert sein. Wann das Marshmallow für das Fairphone 2 verfügbar sein wird, ist nicht bekannt. Das vorinstallierte Android 5.1 hat zudem keine ROOT-Rechte, die Installation einer Zusatz-App für die Datenschutz-Option ist damit auch nicht möglich. Positiv ist aber, dass keine Bloatware vorinstalliert ist.

Mein Fazit

Gerne unterstütze ich den Ansatz, ein umweltfreundlich und sozial produziertes Smartphone zu haben. Das leicht klobige Design stört mich keinesfalls. Als grossen Vorteil werte ich die Möglichkeit zur Selbstreparatur und die Option gleichzeitig zwei SIM-Karten einsetzen zu können. Leider reicht es nicht aus, eine langlebige Hardware zu entwickeln. Auch die Software muss aktuell und fehlerfrei sein. Hier sehe ich zurzeit das grösste Problem. Sollten die Fehler nicht bald behoben werden und in den nächsten Jahren keine neuen Android-Versionen erscheinen, werde ich das Smartphone wohl nicht jahrelang einsetzen und ein Teil der Umweltaspekte würde wegfallen. Als Early Adopter geht man natürlich immer das Risiko ein, dass ein Gadget nicht optimal ist. Es ist zu hoffen, dass das CyanogenMod 13 auch für das Fairphone 2 verfügbar wird. CyanogenMod ist das beliebteste, Community-basierte Android-Derivat und verspricht gegenüber den mitgelieferten Firmwares zusätzliche Funktionen und Verbesserungen der Leistung und Stabilität.

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