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IPv6: Was ist neu daran?

Dass ein Computer heute ohne IP Adresse fast nutzlos ist, ist hinreichend bekannt. In Technik affinen Kreisen ist ebenso bekannt, dass die IP Adressen langsam ausgehen – es sind inzwischen zu viele Computer, Telefone und andere Devices miteinander vernetzt. Eine neue Lösung muss her: IPv6

Was ist daran neu?

IPv4 (Internet Protocol Version 4), die vierte Version des Internet Protokolls, wurde 1981 ratifiziert. Mit 32 Bit langen Adressen sind maximal 232; bzw. 4'294'967'296 eindeutige Adressen möglich – weniger als eine pro lebende Person. Durch Techniken wie private IPs und NAT wurde die Anzahl der Adressen um ein Vielfaches erweitert, was wiederum andere Herausforderungen mit sich bringt. IPv6 Adressen sind 128 Bit lang – es sind daher 2128 bzw. 3.4×1038 IPv6 Adressen vorhanden – das sind 7.9×1028 mal mehr als IPv4 oder anders ausgedrückt 47×1027 pro Person. Ein schlauer Mensch hat berechnet, dass man jedem Sandkorn an allen Stränden weltweit eine IPv6 Adresse geben kann. Ein noch schlauerer hat fand heraus, dass es dafür zu wenig Sandkörner gibt.

Was ist mit IPv5?

Ende der 1970er Jahre wurde die Familie der experimentellen Internet Streaming Protokolle (ST und ST-II) definiert, welche das damals bahnbrechende Ziel verfolgten, Computernetze zum Transport der menschlichen Sprache zu verwenden. Diese Familie wurde jedoch nie für die öffentliche Nutzung freigegeben. Die bemerkenswerten Konzepte wie Sprache paketiert oder mit Verzögerungen und Paket Loss umgegangen wird, finden sich in späteren Protokollen (ATM, ISDN, MPLS, ADSL, VOIP) wieder. Die Version von IP Paketen erkennt man an den ersten vier Bit. Bei IPv4 ist dieser Wert 4 (binär 0010), bei IPv6 6. Bei ST-II wurde der Wert 5 definiert, obwohl dabei nie von IPv5 die Rede war.

Wann kommt IPv6?

Während es in den USA und Europa noch einige wenige IPv4 Adressen gibt, sind in vielen asiatischen Ländern alle IPv4 Adressen aufgebraucht, weshalb IPv6 für die ISPs dort zum täglichen Brot gehört. Dank der Vorgabe des US Verteidigungsministeriums von 2005 an nur noch IPv6 zertifizierte IT Produkte zu kaufen, garantieren die meisten Hersteller IPv6 Kompatibilität. Microsoft Windows ist z.B. seit 2004 (XP Service Pack 2) IPv6 kompatibel. Die Einführung geschieht stufenweise. Der sog. Dual Stack (IPv4 und IPv6 werden parallel betrieben) bietet dabei volle Kompatibilität auch zu Geräten die kein IPv6 können. Wenn alle Geräte IPv6 fähig sind, wird auf Dual Stack verzichtet und nur noch IPv6 verwendet.

Muss ich migrieren und was muss ich machen?

Einige ISPs bieten IPv6 (bzw. Dual Stack) auf Anfrage an (z.B. Init7, Swisscom, Sunrise, Improware) bei anderen (UPC-Cablecom) erhielten wir noch keine Aussage wann dies der Fall sein wird. Für technikaffine bietet Swisscom die Möglichkeit den ADSL Zugang bequem per Mausklick umzustellen. Bei anderen Providern kann man auf einen IPv6 Tunnel-Broker ausweichen. Diese Schritte sind jedoch nicht notwendig und momentan reine Spielerei. Wichtig ist aus heutiger Sicht aber, dass bei der Konfiguration von neuen Geräten IPv6 nicht manuell deaktiviert wird – bei den modernen Betriebssystemen werden dadurch ohnehin keine Ressourcen frei. IPv6 bietet dank Router Advertisement dem ISP die Möglichkeit dies später automatisch zu aktivieren.

IPv6 ist die Zukunft des Internets weshalb sich die aspectra vorbereitet: Ausbildung der Mitarbeiter, IP Konzepte und ganz wichtig: IPv6 Adressen. RIPE, die Vergabestelle, hat uns  633'825'300'114'114'700'748'351'602'688 IPv6 Adressen zugewiesen.

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