2019: Klarer Trend zu Managed IT-Services wie WAF oder IAM as a Service
Das Jahr ist noch jung ... aber was wird es uns bringen? Zeit, um Bilanz zu ziehen und Prioritäten zu formulieren. Im Interview: aspectra-Chef Kaspar Geiser.
E.G.: Was waren die Highlights 2018 in Bezug auf Kundenprojekte?
K.G.: Die Bandbreite an Projekten macht es aus! Ob kleine, innovative Gesundheitsportale, wichtige Finanzinstitutionen oder aber Krankenversicherungsportale und HR-Lösungen: Alle haben ihren Reiz. Für mich sind diese Highlights, weil uns sehr persönliche —und entsprechend schützenswerte—Daten anvertraut werden.
E.G.: Welche neuen Angebote hat aspectra 2018 lanciert?
K.G.: Neu haben wir DDoS-Mitigation und Central Log sowie Vulnerability Scanning ins Service-Portfolio aufgenommen. Diese Dienste stehen allen bestehenden und neuen Kunden zur Verfügung, als Basispakete sogar ohne Kostenfolge.
Bei den Public-Cloud-Diensten haben wir VPN-Access und Monitoring, den 7x24-Betrieb von VMs und einigen Cloud-Services sowie den Secure Admin Access lanciert.
In unseren eigenen Rechenzentren haben wir zudem auf Basis von OpenShift eine Containerplattform eingerichtet, auf welcher bereits erste Projekte umgesetzt wurden.
Bei den Dienstleistungen haben wir neben WAF as a Service nun auch IAM as a Service im Angebot. Beide Services basieren auf der Ergon-Airlock-Technologie. Dabei unterstützen wir Kunden nicht nur im Betrieb sondern auch bei der Umsetzung ihrer Access-Projekte.
Last but not least sind wir mit Akamai Technologies eine Partnerschaft eingegangen und können so weltweit abgedeckte CDN-Lösungen und DDoS-Schutz anbieten.
E.G.: Was waren die grössten Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf den Markt?
K.G.: aspectra ist weithin als solider Hoster mit Rechenzentren in der Schweiz bekannt. Entsprechend aufwendig ist es, uns vermehrt als Managed Service Provider zu präsentieren und so vermehrt auch Public-Cloud- und Container-Lösungen sowie «as-a-Service»-Angebote am Markt anzubieten.
Public-Cloud- und «as-a-Service»-Angebote suggerieren zudem, dass Managed Service Provider nicht mehr gebraucht werden. Diese Annahme hat schon manchen Kunden, aber auch Agenturen auf den Holzweg geführt, sei dies Punkto Kosten oder der eigenen 7x24-Serviceabdeckung. Erkennen diese diesen «Gap», kommen wir ins Spiel. Meist steht dann die Architektur bereits und muss — unter Umständen grundsätzlich —überarbeitet werden. Dies macht vor allem den Kunden doppelte Arbeit und bringt hohe Kosten mit sich.
E.G.: Was waren die grössten Herausforderungen in Bezug auf aspectra selbst?
K.G.: Nach wie vor sind Rekrutieren und Ausbilden neuer Mitarbeiter eine Herausforderung. Weiter nimmt die Sensibilität für, und die Abhängigkeit von der IT weiter zu. So können Ausfälle von bereits wenigen Minuten bei unseren Kunden «Schmerzen» verursachen, selbst wenn SLAs eingehalten werden. Zudem hat die Visibilität von IT-News stark zugenommen. Dies bedingt eine immer schnellere Reaktion auf mögliche Schwachstellen, was wiederum teilweise selbst bei den Herstellern zu voreiligen Massnahmen führt, wie beispielsweise zu Patches, die nicht fehlerfrei sind und uns so doppelte Arbeit verursachen.
E.G.: Und wie war 2018 insgesamt, geschätzt oder zahlenmässig ausgedrückt?
K.G.: 2018 war für uns ein weiteres erfolgreiches Jahr. Wir konnten die Anzahl Kunden und Mitarbeiter weiter erhöhen und Investitionen tätigen. Investiert haben wir insbesondere in DDoS-, Storage- und Container-Lösungen sowie in die Ausbildung für den Betrieb in «Public Clouds». Den Umsatz bei den wiederkehrenden Leistungen konnten wir 2018 gegenüber 2017 erneut steigern. Hingegen sind die Projektumsätze leicht unter dem Vorjahresniveau, dies im Wesentlichen aufgrund der 2018 durchgeführten Preissenkung unserer «Ramp-up»-Kosten. Die Anzahl Systeme unter Management hat 2018 um 15% zugenommen.
E.G.: Welche Trends erwarten den Markt 2019?
K.G.: Der Markt an Managed Services wird wohl weiterwachsen. Dies sowohl im Sektor Managed Security Services wie auch bei den Cloud Services. Wieviel davon mit Hilfe der Public Clouds realisiert werden, ist schwierig einzuschätzen. Erste Abschwächungen der «Public Cloud Hype» zeichnen sich allerdings ab, da wie gesagt auch Public-Cloud-Lösungen gemanagt werden müssen. Der Trend, Anwendungen «ausser Haus» betreiben zu lassen, wird aber bestimmt anhalten.
E.G.: Die meisten Security Service-Provider der Schweiz fahren eine paneuropäische Strategie. Warum denkt aspectra, dass man im Security-Bereich als lokaler Anbieter bestehen kann?
K.G.: Für Commodity-Services macht dies auch durchaus Sinn. Auch wir beziehen solche Dienstleistungen beispielweise von Akamai. Für unsere Kunden, bzw. deren Projekte, sind jedoch eine enge Zusammenarbeit von Nöten, um anwendungsspezifische Schutzmechanismen zu definieren. Die meisten unsere Lösungen haben zudem einen Schweizer Fokus und auch deren Betrieb findet in der Schweiz statt. So haben alle Parteien eine gemeinsame Kultur und wir keinen Overhead.
E.G.: Wohin wird sich aspectra längerfristig entwickeln müssen? In welchen Bereichen ist aspectra bereits stark aufgestellt für die Zukunft? Wo gibt es Potenzial?
K.G.: aspectra wird sich vom reinen Hoster noch stärker Richtung Managed Service Provider entwickeln. Wir werden weiterhin in unsere Zertifizierungen ISO, ISAE/FINMA und PCI/DSS investieren und geschäftskritische Anwendungen und sensible Daten betreuen. Potenzial gibt es nach wie vor beim Managen von Public-Cloud-Lösungen. Da hier die Portfolios der Anbieter beinahe unendlich variabel sind, ist es schwierig, die richtigen Services zu eruieren und anzubieten. DevOps und Container-Technologien für schnellere Deployments und kürzere Time-to-Market werden uns bestimmt weiterhin beschäftigen.
Weiter müssen wir an unserer Positionierung als Know-How-Träger «above Layer 7» arbeiten, um WAF/IAM und andere Lösungen as-a-Service vermehrt mit unseren Kunden umzusetzen.
E.G.: Wünsche für 2019?
K.G.: Weniger Spectre und Meltdown! Mehr Bewusstsein bei Anwendern und Managern für IT Security! Und zuletzt, ganz wichtig: Dass zwischen Kunde und Anbieter der Mensch als Partner im Vordergrund steht, und nicht «bloss» ein IT-Service.
Artikel inside-channels.ch: Aspectra zwischen Knochenarbeit und Goldschmied (18.01.2019)